Mittwoch, 23. Februar 2011

Light Entertainment - jetzt mit noch weniger Gehalt

Gerade lache ich mich tot. Und wenn ich jetzt gleich erkläre, warum, blamiere ich mich bis auf die Knochen. Aber ich bin ja auch nur ein Mensch, also kann ich ruhig zugeben, dass ich mein Hirn abends gerne auf den Standby-Modus herunterfahre, natürlich nur um Energie für die anspruchsvollen Aufgaben des nächsten Tages zu sparen. Und dabei hilft das deutsche Fernsehen einfach besonders gut. Im Moment sehe ich mir also (in Ermangelung besserer Alternativen) ein Format an, das sich "Die 10 skurrilsten DSDS-Castings" nennt. Über andere Menschen zu lachen ist moralisch natürlich vollkommen verwerflich. Auf der anderen Seite kann man aber davon ausgehen, dass diese Leute selber ein Fernseher besitzen, Formate wie diese kennen und außerdem vielleicht auch einen Spiegel zu Hause hängen haben. Am aufschlussreichsten sind aber die Momente, wenn die geladenen D-Promis zwischen den Sequenzen aus den Castings ihren Senf dazu geben dürfen. Da sagt z.B. ein Kandidat während des Castings: "Jetz hab isch reingeschissen", womit er ausdrücken will, dass sein Gesang erheblich zu wünschen übrig lässt. Der Kommentar von Erika Berger, die sich selbst übrigens als Sex-Expertin bezeichnet, lautet dann: "Wenn ich so eine Sprache höre, möcht ich dem direkt in die Fresse haun!" So viel zur gepflegten Ausdrucksweise.



Da ich momentan peinliche Musik für einen Werbespot, den wir im Rahmen unseres Praxisprojekts drehen, suche, hab ich dann mal das Internet nach anderen Entdeckungen Dieter Bohlens durchsucht. Der eine oder andere erinnert sich ja vielleicht noch an das Phänomen Daniel Küblböck. Dieser Mann hat tatsächlich nicht nur eine eigene, unterhaltsame Homepage, sondern er hat auch gleich eine eigene Firma mit dem schönen Namen "Positive Energie GmbH" gegründet. Aber eins muss man ihm ja lassen, er hat tatsächlich aus Scheiße Gold gemacht und nebenbei ein Lied über Bodenmais geschrieben, das mich gerade sehr amüsiert hat.


Außerdem habe ich einen Artikel über ein Hamburger Jugendtheater-Projekt entdeckt, das von der jungen Regisseurin Maria Magdalena Ludewig im Jahr 2009 realisiert wurde. Es ging darin um die Visionen von Jugendlichen, die gerne zum Superstar aufsteigen würden. Hört sich sehr interessant an und die Arbeit von Ludewig ist durchaus sozial wertvoll. Was mich aber verwundert hat, war, dass bei dem Stück unter anderem auch der sehr feminine Menderes Bagci mitgemacht hat, der den meisten ebenfalls aus DSDS bekannt sein dürfte. Wird aus dem Light Entertainment im Kontext des Theaters dann plötzlich High Entertainment oder sogar Gesellschaftskritik? So einfach ist es dann doch nicht, auch wenn ich mir sicher bin, dass Ludewig ihre Arbeit gut und ernsthaft macht.


Den Begriff des Light Entertainments habe ich übrigens aus einer Ausschreibung für ein Praktikum bei der an die RTL-Mediengruppe gekoppelten Produktionsfirma Norddeich TV. In der Liste der Anforderungen findet man hier unter anderem den Führerschein mit mind. 3 Jahren Fahrpraxis, zeitliche Flexibilität und Belastbarkeit, Bereitschaft, mit anzupacken und außerdem Organisations- und Improvisationstalent. Den Mist zu schauen scheint dann also doch noch angenehmer zu sein als ihn zu produzieren.



2 Kommentare:

  1. hach sehr schön. Darum habe ich seit 8 Jahren keinen Fernseher - und lebe immernoch. Gut, vielleicht fehlt mir an manchen Stellen der Stoff um bei DSDS Diskussionen mitzureden - aber will man das? Muss man das? Nö. Ich muss es nicht.
    Aber Light Entertainment ist doch ein sehr schönes Wort, welches andere Begrifflichkeiten umschreibt, die ich hier nicht beim Wort nennen möchte...

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  2. Ich finds total gut, dass du ohne Fernseher lebst! Das Ding verleitet viel zu oft dazu, ihn laufen zu lassen, obwohl dann nur Light Entertainment kommt. Ich hab zwar die Ausrede, dass ich ja als Medienwissenschaftlerin nicht ohne Fernseher leben kann/darf, aber eigentlich sieht man die guten Filme und Serien immer auch auf anderen Wegen...

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